Obstbäume schneiden - der richtige Zeitpunkt

Der Obstbaumschnitt ist die wichtigste Arbeit, die im Obstgarten ansteht. Natürlich neben dem Ernten!

In diesem Blogartikel soll es um die verschiedenen Schnittarten und Schnittzeitpunkte gehen. Außerdem wollen wir die Vorteile und Nachteile im Vergleich von Sommer- und Winterschnitt untersuchen.

Am Ende des Artikels erhältst du in einer Schritt-für-Schritt-Anleitung die wichtigsten Schritte für den Obstbaumschnitt kurz und bündig zusammengefasst. Los geht’s!

 

Obstbaum Ernte

Für eine reiche Ernte an deinen Obstbäumen ist der richtige Schnitt wichtig

Obstbaumschnitt: Welche unterschiedlichen Schnittarten gibt es?

Grundsätzlich unterscheidet man im Obstbau zwischen zwei verschiedenen Schnittzeiten: dem Sommerschnitt und dem Winterschnitt. Je nachdem, ob der Baum einen guten oder schlechten Fruchtertrag liefert, lohnt es sich, den Sommer- und/oder Winterschnitt gezielt einzusetzen. Je nach Jahreszeit reagiert der Baum nämlich verschieden auf die Schnittmaßnahme. Das betrifft sowohl den Holzzuwachs, als auch die Bildung von Fruchtansätzen.

Wann ist der beste Zeitpunkt zum Schneiden? 

Vergleich Winterschnitt und Sommerschnitt

Um den richtigen Schnittzeitpunkt für deinen Baum (oder deine Obstplantage) heraus zu finden, kannst du dich an folgenden Faktoren orientieren:

Ziel: Ertrag oder Wachstum?

Abhängig davon, ob du den Baum zu mehr Wachstum oder zu mehr Früchten anregen möchtest, entscheidest du den Zeitpunkt für den Obstbaumschnitt: Der Rückschnitt im Sommer steigert den Ertrag, denn er führt zur Bildung von Fruchtholz und steigert damit die Anzahl an Blütenknospen an. Der Winterschnitt sorgt für die Bildung von Biomasse in Form von neuen Ästen und Blättern und fördert damit das Triebwachstum, was für einen gesunden Obstbaum ebenfalls sehr wichtig ist.

Würde man nur auf Ertrag schneiden (=Sommerschnitt), bildet der Baum zu wenig neue Blätter, an denen er Photosynthese betreiben kann. Würde man nur auf neues Triebwachstum setzen (=Winterschnitt), setzt der Baum womöglich nur wenige Früchte an. Du siehst: Es braucht also eine gesunde Mischung für die Ausbildung von gesunden Leitästen und Blüten- und Blattknospen.

Wundheilung

Beim Obstbaumschnitt im Sommer verheilen die offenen Wunden am Baum sehr schnell, da sich in der Wachstumsphase das Zellgewebe für den Wundverschluss sehr schnell bildet. Im Winter brauchen die Schnittwunden länger zum Verheilen, bei einem sauberen Schnitt mit dem richtigen Werkzeug (siehe Abschnitt Werkzeug), stellt das allerdings kein Problem dar.

Nährstoffentzug

Im Sommer raubst du dem Baum einen beträchtlichen Teil seiner Energie, denn die gesamten Pflanzen- und Reservestoffe befinden sich dann in den Ästen und Blättern.

Im Winter hingegen hat der Baum seine Energiereserven in den Wurzelstock zurückgezogen und verkraftet diesen „Eingriff“ besser. Hinzu kommt der Zeitaspekt: Im Winter hast du vermutlich viel mehr Zeit für den Baumschnitt als im Sommer, wenn im Garten jede Menge zu tun ist.

Übersichtlichkeit

Ein weiterer großer Vorteil beim Winterschnitt ist, dass du die volle Übersicht über den Aufbau der Baumkrone hast. Im Gegensatz zum Sommerschnitt befindet sich kein Laub am Baum, sodass du die Äste leicht auseinanderhalten kannst.

Aus diesem Grund und den weiteren genannten Vorteilen bevorzugen wir den Winterschnitt. Unsere Bäume sind in der Regel so gut versorgt, dass sie dennoch genügend Früchte tragen.

Vergleich Winterschnitt Sommerschnitt

Vergleich zwischen Sommerschnitt und Winterschnitt

Obstbaumschnitt: Das richtige Werkzeug

Werkzeuge Obstbaumschnitt

Unser Werkzeug: Astschere, Japanische Astsäge und schnittfeste Handschuhe

Obstbaum Werkzeug

Astschere mit Ratsche für eine bessere Kraftübertragung

Eine Grundvoraussetzung für den guten Obstbaumschnitt ist sauberes und scharfes Werkzeug. Mit unscharf getrennten, halb abgerissenen Ästen tust du weder dir noch dem Baum einen Gefallen.

Unsere Werkzeuge für den Obstbaumschnitt

Wir verwenden folgendes Werkzeug für den Baumschnitt:

• Handschere

Am bestenausgerüstet mit Bypass-Mechanismus mit Klinge und Gegenklinge
(Hier können wir die Marke Felco absolut empfehlen. Diese wird auch im professionellen Obstbau und in Baumschulen eingesetzt.)

• Japanische Astsäge

Mit der japanischen Astsäge kannst du auch dickere Äste sauber durchtrennen, ohne dass Risse und Quetschungen am Baum entstehen.

• Astschere

Die Astschere nutzen wir für alle Kronenpartien, an die wir selbst mit der Leiter nicht gut erreichen können. Hier bieten sich Modelle mit ausziehbaren Griffen und einer Ratschenfunktion an. Damit verringert sich der Kraftaufwand beim Schneiden enorm. Nachteil der großen Astschere: Du erhältst mitunter Quetschungen am Holz. Achte am besten auch hier auf eine Klinge mit Bypass-Mechanismus.

Was benötige ich sonst noch für den Obstbaumschnitt?

• Schleifstein

Klingt erstmal nicht nach Werkzeug, ist allerdings unerlässlich: Der Schleifstein! Wenn du einmal einen richtig guten Schleifstein für deine Klingen benutzt hast, wirst du nicht mehr ohne leben wollen. Mit einer frisch geschliffenen Schere kannst du dir den Baumschnitt wesentlich erleichtern. So macht die Arbeit gleich doppelt Spaß!

• Schnittfeste Handschuhe

Mit einer scharfen Klinge an deiner Schere kannst du wirklich alles schneiden. Wirklich alles. Nicht nur Holz. (Aua!) Aus eigener Erfahrung rate ich dir, schnittfeste Handschuhe zu tragen. Zumindest an der Hand, mit der du das Schnittgut und die zu schneidende Astpartie anfasst. Zu schnell rutscht sonst ein Finger dazwischen.

• Häcksler

Eines der wichtigsten Werkzeuge bzw. Maschinen beim Obstbaumschnitt ist für uns der Häcksler. Mit einem leistungsstarken Häcksler verwandelst du im nu riesige Berge an Schnittgut zu feinstem Mulch. Diesen kannst du dann auf Gemüsebeeten, in Staudenrabatten, auf Baumscheiben oder als Beimengung zum Kompost verwenden. So entsteht ein wunderbarer, geschlossener Stoffkreislauf und du hast keinen „Abfall“.

Obstbaumschnitt: Der richtige Zeitpunkt für verschiedene Obstsorten

Rückschnitt im Winter - Diese Obstbäume kannst du im Winter schneiden

Der Winterschnitt eignet sich besonders für Kernobst. Der ideale Zeitpunkt für Apfel, Birne, Quitte & Co ist im Spätwinter, wenn keine starken Fröste mehr zu erwarten sind. Auch Pflaumen, Renekloden und Zwetschgen kannst du im Winter schneiden.

Rückschnitt im Sommer - Diese Obstbäume schneidest du besser im belaubten Zustand:

Der Sommerschnitt empfiehlt sich für empfindlichere Obstbäume wie Süßkirsche und Sauerkirsche. Sie sind anfälliger für Pilze und Holzkrankheiten und profitieren deswegen von der schnelleren Wundheilung im Sommer.

Ein weiterer Vorteil: Du kannst diese Bäume während der Ernte schneiden. Das erleichtert die gesamte Ernte enorm, weil du die Kirschen direkt von den abgeschnittenen Ästen ernten kannst.

Schneide dafür alte und vergreiste Äste komplett am Stamm oder an einer Verzweigung an einen jüngeren Leitast ab.

Vorteile Obstbaumschnitt

Vorteile des Obstbaumschnittes

Sonderform: Rückschnitt im Frühling

Wie überall gibt es auch beim Baumschnitt Ausnahmen: Pfirsich, Nektarine und Aprikose wollen im Frühling während des Austriebs geschnitten werden. Erst dann lassen sich Blatt- und Blütenknospen unterscheiden. Schneidest du im Sommer oder im Winter, riskierst du einen kompletten Ernteausfall. Außerdem sind diese Obstsorten spätfrostgefährdet. Zum Blattaustrieb siehst du, welche Äste und Zweige einen Frostschaden erlitten haben und kannst diese gleich mit entfernen. Praktisch!


 

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Voraussetzungen für den Obstbaumschnitt

Der Rückschnitt sollte an einem trockenen, relativ windstillen Tag erfolgen. Im besten Fall ist es bedeckt und die Temperaturen liegen zwischen null und zehn Grad. Denn: Bei Wind und Sonne ist die Verdunstung über die Schnittwunden mitunter so hoch, dass der Ast zu weit ins frische Holz eintrocknet. Bei starkem Frost wiederum ist das Holz mitunter spröde und kann leichter brechen. Alls das wollen wir vermeiden, um den Baum möglichst lange gesund zu halten.

So, nun bist du bestens vorbereitet und es kann endlich losgehen mit der Anleitung!

Schritt für Schritt Anleitung zum Obstbaumschnitt

Nun kommen wir zum genauen Ablauf für einen gesunden Obstbaumschnitt. Zunächst ist es wichtig, sich einen Überblick über den Zustand und Aufbau des Baumes zu machen. Nach dieser Bestandsaufnahme kannst du einschätzen, welche Schnittmaßnahmen du ergreifen solltest, um den Baum vital und ertragreich zu schneiden.

Im Folgenden Absatz beschreiben wir den sogenannten Erziehungsschnitt in Kombination mit dem Erhaltungsschnitt. Wenn du jedes Jahr oder alle paar Jahre diese Schnittmethoden anwendest, bleibt der Baum gesund und du musst erst gar keine radikaleren Eingriffe wie den Verjüngungsschnitt anwenden.

 

Wie schneide ich meinen Obstbaum richtig?

Obstbaum Schnitt Grafik

Schritt 1: Senkrechte Triebe und Wasserschosser entfernen

Als erste Schnittmaßnahme entfernst du alle Konkurrenztriebe und Wasserreißer (=senkrechte aufstehende Triebe) komplett. Außerdem schneidest du bei zu dicht stehenden Ästen, die sich gegenseitig berühren, den älteren der beiden Äste komplett weg. Wenn die Äste zu eng beieinanderstehen, behindern sie sich gegenseitig in Konkurrenz um das Sonnenlicht. Außerdem können die Äste und Früchte so schlechter abtrocknen, was Pilzkrankheiten und Fäulnis fördert. Nicht gut.

Schritt 2: Kranke und zu dicht stehende Äste auslichten

Nun entfernst du sämtliche abgestorbenen, ins Innere der Krone gerichteten und beschädigten Äste und Zweige. Dadurch entsteht eine luftige Krone, die im Sommer reichlich Luft und Sonnenlicht zu den Früchten durchlässt.

Schritt 3: Leitäste verjüngen und auf neues Fruchtholz ableiten

Als nächste versuchst du die übrigen Haupt- und Leitäste zu verjüngen. Das bedeutet, dass du einen älteren Ast so weit einkürzt, bis er auf einen jüngeren Ast abzweigt. Dieses sogenannte „Ableiten“ hält den Baum jung, vital und fördert das Fruchtwachstum an horizontalen Seitentrieben. So trägt der Baum im nächsten Jahr viele saftige Früchte.

Schritt 4: Fruchtholzbildung anregen

Tipp: Am Ende kannst du noch die neuen, einjährige Triebe um 2/3 einkürzen. Das fördert ebenfalls die Bildung von Fruchtansätzen. Denn die meisten Blütenknospen bilden sich an den horizontal wachsenden Kurztrieben.

Versuche den Schnitt kurz nach einem nach außen stehenden Auge (=Knospe) anzusetzen. Damit wächst der Ast im nächsten Jahr in einem schönen Bogen nach außen hin und du erhältst einen gleichmäßigen Kronenaufbau und ein gesundes Triebwachstum.

 
Obstbaum Schnitt Ableiten

Ableiten auf junge, waagerecht stehende Äste, um die Bildung von Fruchtholz anzuregen

Fazit: Obstbäume richtig schneiden

Egal ob Sommer- oder Winterschnitt: Beide Schnittzeitpunkte haben Ihre Vor- und Nachteile. Letzten Endes kommt es darauf an, mit welcher Intention du den Baum schneiden willst. Mehr Wachstum oder mehr Früchte? Alles in Allem gilt: Mit dem richtigen Werkzeug ist der Rückschnitt für jeden Baum ein Segen und verhindert vorzeitiges Altern und Befall durch Krankheiten und Schädlinge. Greif ruhig beherzt zur Schere (oder Säge) und versuche dich am oben genannten „Ableiten“. Nur Mut! Du brauchst keine Angst haben dem Baum weh zu tun. Keinesfalls solltest du an jedem kleinen Zweigchen ein bisschen was abschneiden, wie beispielsweise mit der Heckenschere. Besser setzt du beim Obstbaumschnitt ein paar kräftige, aber gezielte Eingriffe. Der Baum wird es dir mit reichlich Fruchtbehang und einer großen Ernte im nächsten Sommer danken.

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