Selbstfairsorger Garten

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Jungpflanzenanzucht: Welche Gemüse ziehe ich wann vor?

Jahreskalender für die Vorkultur von Gemüsejungpflanzen

Langsam steigt die Sonne höher und uns kribbelt es schon mächtig in den Fingern - es ist Aussaatzeit!

Doch wann beginne ich eigentlich mit der Vorkultur von Gemüsepflanzen? Welche Pflanzen muss ich wann vorziehen? Schließlich wollen wir keine überständigen Pflanzen, die viel zu groß sind und auf der Fensterbank vor sich hinvegetieren.

In diesem Artikel bekommst du einen Überblick über die Abläufe der Jungpflanzenanzucht im Verlaufe der Monate eines Jahres. Du wirst sehen, dass die Anzuchtsaison viel länger geht, als du vielleicht glaubst - auf geht’s!

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Die Voranzucht sollte gut geplant sein, um einen Wachstumsstopp bei den Pflanzen zu verhindern

Inhaltsverzeichnis

Das erwartet dich in diesem Artikel:

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Vorteile der eigenen Jungpflanzenanzucht

Wir werden immer wieder gefragt, warum wir uns eigentlich die Mühe mit der Jungpflanzenanzucht machen. Könnten wir die Saatkörner nicht einfach direkt aufs Beet säen und warten, bis die Pflanzen gewachsen sind?

Na klar! Genau das machen wir auch in einigen Fällen (warum, erfährst du weiter unten).

Die Voranzucht von Jungpflanzen hat jedoch eine ganze Menge Vorteile, die dazu einladen, es zumindest einmal auszuprobieren. Falls du noch überzeugt werden musst, hier eine kleine Auflistung der Vorteile:

  • Du kannst den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln vermeiden

  • Du kannst die Menge und Verfügbarkeit der Pflanzen selbst bestimmen und damit eine geschickte Erntestaffelung planen

  • Du sparst Geld für überteuerte Jungpflanzen

  • Du hast die volle Auswahl an Arten und Sorten, denn die Verfügbarkeit im Gartencenter oder Baumarkt und selbst in der Gärtnerei sind häufig sehr beschränkt

  • Du kannst die an deinen Standort angepassten Pflanzen über (sortenfestes) Saatgut weiter vermehren

  • Du kannst wesentlich früher mit der Ernte beginnen und dadurch übers Jahr gesehen insgesamt mehr Kulturen anbauen

Die eigene Jungpflanzenanzucht hat jede Menge Vorteile

Demgegenüber steht eigentlich nur der einzige Nachteil, dass du einiges an Arbeit für Aussaat, Pflege, Pikieren und Abhärten der Jungpflanzen hast. Aber das macht dir ja sicher nichts aus – sonst wärst du ja nicht hier. 😉

Wie genau du bei der Jungpflanzenanzucht vorgehst, erfährst du übrigens in unserer Kurzanleitung zur Jungpflanzenanzucht.

Jungpflanzen: Berechnung der optimalen Aussaatzeitpunkte

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Einteilung der Gemüsearten in drei verschiedene Gruppen zur Staffelung der Aussaatzeitpunkte nach unterschiedlichen Ansprüchen

Schauen wir uns nun an, wann du welche Pflanzenarten am besten aussäst. Je nach Pflanzenart ergeben sich verschiedene Aussaatzeitpunkte.

Der optimale Zeitpunkt für die Aussaat deiner Gemüsepflanzen ist unter anderem von der Frostempfindlichkeit, Kältetoleranz, Keimdauer, Pikierfähigkeit, Kulturdauer und Schossfestigkeit abhängig. Klingt nach einer ganzen Menge, was es zu beachten gibt, oder?

Aber keine Sorge, es geht auch etwas einfacher. Im Grunde genommen gibt es drei unterschiedliche Gruppen von Pflanzen, nach denen du unterscheiden kannst.

Wir haben diese Unterteilung für uns aufgestellt, weil das die Handhabe wesentlich erleichtert, wenn es um die Berechnung der Aussaatzeitpunkte geht.

Denn eines ist klar: Wenn du genau weißt, ab wann du welche Pflanzen aufs Beet setzen kannst, dann kannst du auch den nötigen Aussaatzeitpunkt ziemlich genau berechnen!

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Mit Hilfe unsere Gruppeneinteilung kannst du dir ausrechnen, ab wann es Sinn macht, mit der Voranzucht zu beginnen. Du nimmst einfach das jeweilige Wetterereignis (Starkfrost / Spätfrost) als Zwangspunkt und rechnest von da ab die Kulturdauer der Pflanze zurück.

Hinweis: Es ist natürlich immer möglich, später mit der Voranzucht anzufangen. Bei diesen Berechnungsbeispielen geht es darum, das Maximum herauszuholen, um so früh wie möglich mit der ersten Ernte beginnen zu können. Quasi für ungeduldige Gärtner*innen – zu denen wir ja irgendwie alle zählen, oder?

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Aussaatübersicht: Welche Gemüsekultur ab wann vorziehen?

Januar-Februar: Wärmeliebende Gemüsepflanzen mit langer Kulturzeit

Der Startschuss in die neue Anzuchtsaison fällt bei uns Ende Januar, manchmal auch erst Anfang Februar mit den ersten Nachtschattengewächsen (und ein paar weiteren Arten). Das sind die Pflanzen, die wir der Gruppe I zuordnen. Diese Jungpflanzen vertragen niedrige Temperaturen nur sehr schlecht und sollten keinesfalls vor den Eisheiligen nach draußen gesetzt werden. Sobald die Temperaturen unter 5°C gehen, bekommen sie einen Wachstumsstopp. Unter 0°C  nehmen die Pflanzen ernsthaften Schaden durch Erfrierungen.

Die Pflanzen der Gruppe I haben allerdings eine sehr lange Entwicklungsdauer von 8-12 Wochen. Erst dann sind die Pflanzen kräftig und groß genug, um draußen am Ende der Saison bis zur Fruchtreife zu gelangen.

Wenn du also damit rechnest, dass du die Pflanzen ab Mitte Mai auspflanzen kannst, dann ergibt sich ein errechneter Aussaatzeitpunkt Ende Januar - Anfang Februar.

Chili und Paprika wachsen sehr langsam und brauchen 8-12 Wochen bis zur Auspflanzung im Mai

Februar - März: Aussaat von frosttoleranten Arten

Rote Bete gehört zu den unempfindlichen Jungpflanzen und kann zeitig nach draußen gesetzt werden

Diese Pflanzen sind etwas weniger empfindlich und halten mit einem Schutz aus Mulch, Laub oder Vlies auch selbst als Jungpflanze leichten Frösten stand.

Zu dieser Gruppe II zählen unter anderem Kohl- und Zwiebelgewächse, aber auch Knollensellerie, Rote Bete, Erbsen und Asia Salate.

Sie können etwa ab Anfang April nach draußen gepflanzt werden. Also dann, wenn keine starken Fröste mehr zu erwarten sind.

Je nach Pflanzenart benötigen diese Kulturen eine Entwicklungsdauer von ca. 6-8 Wochen bis zur Pflanzung. Du solltest also nicht vor Mitte Februar damit anfangen, da die Pflanzen sonst zu groß und überständig werden.



März, April, Mai: Wärmeliebende, nicht frosttolerante Gemüsepflanzen mit kurzer Entwicklungszeit

Diese Jungpflanzen der Gruppe III sind im Grunde genommen genauso frostempfindlich wie die erste Gruppe. Allerdings mit einem wesentlichen Unterschied: Sie haben eine sehr viel kürzere Entwicklungsdauer bis zum Auspflanzen, denn sie wachsen sehr schnell!

Insgesamt brauchen die Pflanzen nur 4-6 Wochen bis sie ausgepflanzt werden können. Du musst also nicht so früh mit der Vorkultur anfangen. Was noch dazu kommt: Einige dieser Pflanzen mögen das Pikieren überhaupt nicht, deswegen kannst du direkt von der Aussaatschale oder dem Anzuchttopf ins Beet pflanzen.

Kürbisgewächse wachsen besonders schnell

Wenn man also wie bei Gruppe I den Pflanzzeitpunkt Mitte Mai zur Berechnung heranzieht, ergibt das einen Aussaatzeitpunkt von Ende März - Mitte April. Wer ganz sicher gehen will, kann auch erst Anfang Mai mit der Vorkultur beginnen und kann die Pflanzen ab einer gewisse Größe direkt nach draußen setzen.

Juni, Juli, August: Voranzucht von Herbst- und Wintergemüse

Herbst und Wintergemüse bietet sich optimal zur Vorkultur an, so werden die Lücken im Beet schnell gefüllt

In den Monaten Juni, Juli und August findet die Voranzucht nicht mehr im Haus statt, sondern im Gewächshaus oder im Freiland.

Viele Gärtner*innen verbinden die Voranzucht lediglich mit den Wintermonaten Januar – März. Allerdings macht es auch danach durchaus noch Sinn, sich weiter Jungpflanzen vorzuziehen.

Damit verringerst du die Standzeit auf den Beeten und kannst wesentlich mehr (und früher) ernten!

Besonders gut eignet sich dieser Zeitraum für die Voranzucht von Herbst- und Wintergemüse. Diese Voranzucht ist sehr unkompliziert, da die Pflanzen im Freien optimale Lichtbedingungen vorfinden und sehr schnell und kräftig wachsen.

Ab Juni kannst du Kohlarten wie Grünkohl, Spitzkohl, Rotkohl, Palmkohl, Rosenkohl und Weißkohl vorziehen. Winterporee lässt sich ab Juli ebenfalls gut vorziehen, da er schnell wächst. Aber auch „Dauerbrenner“ wie Salat, Rote Bete, Mangold und Kohlrabi kannst du laufend nachsäen, dann hast du die Pflanzen stets griffbereit, wenn sich Lücken auf den Beeten auftun.

Tipp: In dieser Zeit sind die Tage sehr lang und die Temperaturen mitunter sehr hoch, sodass du aufpassen musst, dass dir die Pflanzen nicht vertrocknen. Am besten eignet sich ein halbschattiger Platz für die Jungpflanzenanzucht im Freien.


Noch Fragen?

Mit unserem Online-Kurs “Aussaat & Jungpflanzenanzucht” bist du bereit für die kommende Gartensaison!

Saatgutvorbereitung, Aussaatmethoden, Keim- und Wachstumsfaktoren, Pflanzenaufzucht, Anbauprinzipien, Beetvorbereitung - all das spielt hier eine Rolle. Denn mit einer guten Vorbereitung und kräftigen Jungpflanzen lässt sich schnell der doppelte Ertrag einfahren!


September, Oktober: Schnell wachsende Kulturen nachsäen

Auch im Spätsommer kannst du noch Jungpflanzen vorziehen, um deine Beete immer gefüllt zu haben. Nun wachsen wieder die Pflanzen besonders gut, die auch im Frühling gut wachsen.

Das ist ideal, um eine schnelle Nachkultur zu den Hauptkulturen deiner Beete zu pflanzen. Freie Stellen in deinen Beeten kannst du mit Zuckerschoten, Asia-Salat, Spinat, Feldsalat, Kohlrabi, Mairüben und vielen weiteren Kulturen füllen, die besonders schnell wachsen.

Der Vorteil der Voranzucht: Sobald sich einzelne Lücken im Beet auftun (z.B. ein abgeernteter Selleriekopf), setzt du einfach eine neue Jungpflanze in die entstandene Lücke (z.B. Kohlrabi).

Das würde mit einer Direktsaat nicht funktionieren, da die Zeit bis zu Entwicklung im Herbst nicht mehr ausreicht.

Schnell wachsende Kulturen wie Kohlrabi kannst du zum Ende des Jahres gut als Lückenfüller im Beet verwenden

November, Dezember: Frisches Grün von der Fensterbank

Die ideale Ergänzung für frisches Grün im Winter: Microgreens

Die Wintermonate sind ein perfekter Zeitraum, um sich frisches Grün direkt im Haus heranzuziehen.

Wir nutzen im Winter einige unserer Fensterbretter zur Kultur von Sprossen,  Microgreens und Keimlingen.

Das ist letzten Endes nichts anderes als pure Jungpflanzenanzucht! Eben nur nicht mit dem Ziel, große Pflanzen daraus zu ziehen, sondern um die geballte Kraft des jungen Pflänzchens zu verzehren.

Diese leckeren und gesunden Greens geben jedem Gericht den „5-Sterne-Touch“ und sind super gesund. Mehr über die Anzucht von Keimlingen, Sprossen und Microgreens kannst du in diesem Artikel nachlesen.

Spoiler: Darin erfährst du, was der Unterschied zwischen diesen drei Typen der “Fensterbankbegrünung” ist! 😉

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Direktsaat: Aussaat im Freien

Wer es überhaupt nicht eilig hat, kann auch bis in den Mai warten, um mit der Direktsaat zu starten.

Damit bist du vor Witterungsschwankungen und sonstigen wetterbedingten Widrigkeiten sicher, kannst aber auch erst 1-2 Monate später mit einer ersten Ernte rechnen.

Außerdem ist bei manchen Kulturen gar keine Direktsaat möglich. Pflanzen mit langer Kulturdauer wie Physalis oder Paprika würden dann einfach nicht ausreifen.

Direktsaat eignet sich für schnellwachsende Kulturen wie Mangold besonders gut

Wir würden dir auf jeden Fall empfehlen, trotz aller Euphorie über die Jungpflanzenanzucht, weiterhin einen Teil deiner Beete in Direktsaat zu bestellen. Das hat den Vorteil, dass du weniger Aufwand für die Pflege hast und die Pflanzen direkt an den Standort angepasst sind.

Damit erhältst du kräftige, gedrungene Jungpflanzen und der Schritt des Abhärtens entfällt. Demgegenüber steht jedoch eine höhere Ausfallquote im Keimstadium (Trockenheit, Fraßfeinde), sowie eine allgemein etwas ungleichmäßig auflaufende Saat.

Hinzu kommt, dass manche Kulturen sich gar nicht für die Vorkultur eignen. Insbesondere Wurzelgemüse (Karotte, Pastinake, Rettich) und Gemüse mit kurzer Entwicklungszeit (Radieschen, Spinat) solltest du auf jeden Fall in Direktsaat ausbringen.

Wichtig ist also eine gesunde Mischung zwischen Vorkultur und Direktsaat. Werden beide Methoden geschickt kombiniert, kannst du das ganze Jahr über ernten.

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Fazit: Ganzjährige Jungpflanzenanzucht für mehr Ertrag

Wer sich ein bisschen mit den Ansprüchen und Wachstumsfaktoren von Pflanzen vertraut macht, kann (fast) das ganze Jahr über Jungpflanzen heranziehen, um seine Beete laufend zu befüllen.

Damit steigerst du nicht nur deinen Ertrag wesentlich, sondern sorgst auch für gutes Bodenleben. Die Organismen in deinem Boden mögen nämlich nichts lieber, als dauerhaft bewachsen zu werden, denn nur dann findet ein aktives Bodenleben statt.

Und wenn im Winter draußen gar nichts mehr geht, kannst du einfach drinnen weiter machen, und die Pflanzen in Form von Microgreens & Co direkt verspeisen. Regionaler geht nicht!