Gemüsegarten richtig gießen: Bewässerung bei Trockenheit

In den vergangenen, trockenen Jahren hat sich bei uns ein großer Bestandteil der Arbeit im Garten auf das Gießen verlagert. Je trockener die Sommer werden, umso mehr Wasser müssen wir den Boden zuführen - und das ist eine ganze Menge Wasser!

Die Monate Mai bis September haben den höchsten Sonnenstand und die längsten Tage des Jahres. Zwischen 5 bis 10 Liter Wasser verdunsten an einem solchen sonnigen Tag pro Quadratmeter! Deswegen haben wir uns gedacht so kann es nicht weiter gehen, denn gießen ist verschwendete Zeit! Zumindest wenn man so vieles zu tun hat, was wirklich wichtig ist, um sich selbst zu versorgen.

Also haben wir mehrere Strategien entwickelt, wie wir wesentlich seltener zur Gießkanne greifen müssen und damit gleichzeitig Energie, Zeit und Wasser sparen! Doch wie schaffe ich es, dass die Pflanzen weniger Wasser brauchen?

 
Jungpflanze Wurzelballen

Während der Aufzucht gewöhnt sich die Pflanze an die Wasserverfügbarkeit

Welche Pflanzen müssen nicht gegossen werden?

Zunächst schauen wir einmal auf die Grundlagen des Wasserbedarfs: Die Pflanzen brauchen immer so viel Wasser, wie sie gewohnt sind zu bekommen.

Wenn du also deinen Jungpflanzen von klein auf immer reichlich Wasser spendierst, besteht für sie gar kein Grund, ein tiefreichendes Wurzelnetzwerk auf der Suche nach Wasser auszubilden.

Lässt du dein Substrat aber gelegentlich auch komplett austrocknen (wichtig: erst nach der Keimung), so sind die Pflanzen schon an periodische Trockenheit gewohnt. Dadurch kannst du die Intervalle zwischen den einzelnen Bewässerungsgängen immer weiter strecken.

Du fragst dich vielleicht: Warum erst nach der Keimung? Weil während des Keimprozess stetige Feuchtigkeit notwendig ist, da der Keimling sonst ganz schnell austrocknet und abstirbt.

Wasser sparen im Garten: Wie oft muss ich meine Pflanzen gießen?

Grundsätzlich gibt es auch im Gemüsegarten einige Pflanzen, die nur sehr wenig oder gar kein zusätzliches Wasser benötigen, selbst wenn es lange trocken ist.

Dazu gehören Tiefwurzler wie Pastinake, Möhre, Kartoffel, Rote Bete, Topinambur, Schwarzwurzel und Mangold. Außerdem benötigen Zwiebelgewächse wie Knoblauch, Lauch und Zwiebel auf Grund ihres genialen Schalenaufbaus nur sehr wenig Wasser.

Andere Pflanzen benötigen deutlich mehr Wasser, insbesondere wenn sie sehr große Blätter und keine Speicherknolle besitzen.

Früher haben wir bei anhaltender Trockenheit alle 1-2 Tage unsere Pflanzen gegossen. Heute kommen wir mit einem Bewässerungsgang pro Woche aus. Es lässt sich also nicht so pauschal sagen, wie oft man gießen sollte, da hier viele verschiedene Faktoren eine Rolle spielen: Verschattung, Bodenbeschaffenheit, Temperatur und Luftfeuchte, usw.

Kartoffeln benötigen nur sehr wenig Wasser, wenn sie ausreichend tief gelegt wurden

Im Zweifel hilft eine einfache Fingerprobe: Wenn der Boden wie Sand durch deine Finger gerinnt, ist in den oberen Schichten kaum noch Restfeuchte vorhanden. Außerdem kannst du auf die Zeichen deiner Pflanzen achten, wie es um den Wasserbedarf steht:

Wann sollte man bei Trockenheit gießen?

Ist der Boden oberflächlich trocken, aber die Pflanze sieht noch frisch aus, besteht erstmal kein Grund zur Sorge

Ein sicheres Zeichen, dass wirklich Wasser benötigt wird, sind schlaffe, nach unten hängende, Blätter. Vorsicht: Manche Pflanzen nutzen diesen Trick aber auch zur Verringerung ihrer Oberfläche an heißen Tagen (beispielsweise Physalis, Zucchini & Kürbis) und richten sich dann am Abend wieder auf, als sei nichts gewesen. Es lohnt sich also, erstmal abzuwarten. Die Pflanzen werden dir immer ein sicheres Zeichen geben, wenn WIRKLICH Wassernot besteht. 

Solange kein akuter Bedarf besteht, ist es nicht unbedingt förderlich, die Pflanzen mit Wasser zu verwöhnen. Denn eine Pflanze, die sich selbst mit Wasser aus der Tiefe versorgt, wird immer kräftiger heranwachsen, als eine verwöhnte Pflanze. Ein weiterer Vorteil: Mit dem weitreichenden Wurzelwerk können sich die Pflanzen auch viel besser mit Nährstoffen versorgen. Weniger gießen bedeutet also auch weniger Dünger bei gleichem Ertrag. Klingt gut, oder?

Richtig gießen: Diese 3 Tipps solltest du beachten

Wenn der Wasservorrat im Boden doch mal erschöpft und kein Regen in Sicht ist, dann ist es besonders wichtig, „richtig“ zu gießen. Du fragst dich sicher: Kann man überhaupt falsch gießen? Ja, man kann! Hier kommen drei Tipps für effizientes Gießen:

1. Tageszeit: Morgens oder Abends gießen

In der Regel macht es am meisten Sinn am Abend, nach Sonnenuntergang zu gießen. Dann steht den Pflanzen das Wasser am längsten zur Verfügung, bevor am nächsten Morgen die Verdunstung durch die Sonneneinstrahlung wieder einsetzt.

Wenn du Probleme mit Nacktschneckenbefall hast, kann es durchaus sinnvoll sein, früh am Morgen zu gießen. Die schleimigen Vielfraße sind nämlich eher nachtaktiv und mögen Sonnenlicht gar nicht gern. Hier ist es also gut, besonders früh am Morgen zu gießen, damit der Boden vor der einsetzenden Verdunstung noch möglichst viel Wasser aufnehmen kann.

 

2. Gießmenge: Viel hilft viel und lange

Wenn du nur noch selten gießt, solltest du lieber durchdringend gießen. Das heißt: Der Boden sollte die Möglichkeit haben, möglichst viel Wasser in tiefere Schichten zu versickern. Dort hält sich das Wasser nämlich viel länger als an der Oberfläche. Als Faustregel gilt: 1L pro m² befeuchtet ca. 1cm Boden.

Die obersten 1-2 cm des Bodens sind allerdings an einem Tag ganz schnell wieder ausgetrocknet. Gießt du jedoch 10L pro m² (1 Gießkanne), kann das Wasser 10 cm tief in den Boden eindringen und hält sich dort viele Tage als pflanzenverfügbares Wasser.

Am besten gießt du natürlich mit Regenwasser, das du zuvor in feuchteren Witterungsabschnitten in deinem Garten in Wasserbecken, Regentonnen und Teichen gespeichert hast.

Am frühen Morgen und am Abend sind die besten Bedingungen für die Bewässerung, da die Sonneneinstrahlung gering ist und weniger Verdunstung herbeiführt

Rote Bete Wasserbedarf

Um bis zu den Wurzeln vorzudringen, sollte das Wasser direkt um die Pflanzen herum versickern können, anstatt oberflächlich weg zu fliessen.

3. Gießfläche: Nicht auf die Blätter gießen

Es ist von großer Bedeutung, dass das Wasser auch bis zu den Wurzeln kommt. Dementsprechend lohnt es sich, bei größeren Pflanzen (Tomaten, Paprika, Gurken, Zucchini, Physalis,…) einen Gießrand auszuformen. Dadurch versickert das Wasser im direkten Einzugsbereich der Pflanze, anstatt auf Wegen, Blättern oder unbewachsener Beetfläche zu verdunsten.

Bei Kulturen, die in Reihe stehen, kannst du natürlich nicht jede einzelne Pflanze mit einem Gießrand versehen. Aber auch hier kann es Sinn machen, den Rand des Beetes etwas aufzuwölben, sodass das Wasser nicht direkt aus der Reihe fließt.



Was du sonst noch tun kannst, um weniger gießen zu müssen

So, nun haben wir bereits mehrere effiziente Bewässerungsmethoden betrachtet. Es gibt aber noch ein paar andere Maßnahmen, wie du mehr Wasser im Boden speichern kannst.

Hier kommen ein paar Tipps, wie du deinen Boden zu einem echten Wasserspeicher machst. Dadurch reduziert sich die Wassermenge, die insgesamt zugeführt werden muss. Außerdem kannst du damit die Intervalle zwischen den einzelnen Bewässerungsgängen erheblich strecken.

Boden feucht halten durch mulchen

Mulchen imitiert die natürlichen Vorgänge der Natur: Dort wirst du nie unbedeckten Boden vorfinden, weil sich entweder altes Pflanzenmaterial darauf befindet (Laub, abgestorbene Pflanzenteile) oder die Krautschicht vollkommen bewachsen ist.

Der Grund ist einfach: Wenn du die Bodenoberfläche stets beschattest, verringert sich die Verdunstung enorm und der Boden bleibt viel länger feucht. Dieses Prinzip kannst du wunderbar auf deine Beete übertragen! Was das Mulchmaterial angeht, sind deiner Fantasie keinerlei Grenzen gesetzt: Rasenschnitt, Beikräuter, große Blätter (Rhabarber, Beinwell), Holzhackschnitzel, Mulchfolie, uvm. ist geeignet. Der Mulch unterdrückt Beikrautaufwuchs und belebt die Bodenstruktur. Doch aufgepasst: Schnecken lieben es, sich unter Mulch zu verstecken!

Eine Dicke Mulchschicht schützt den Boden vor Austrocknung

Verdunstung reduzieren durch Bodenbearbeitung

Mit Hilfe einer oberflächlichen Bodenbearbeitung wie beispielsweise Hacken oder Grubbern kannst du die Struktur des Bodens auflockern. Dadurch werden kleine Risse oder Erdspalten, die bis in tiefere Bodenschichten reichen, zugeworfen und damit die Verdunstungsdynamik unterbrochen.

Die Kapillarwirkung des Bodens würde sonst dafür sorgen, dass das Wasser aus tiefen Bodenschichten nach oben an die Oberfläche gezogen und verdunstet wird. Vielleicht kennst du den alten Sprich „Einmal hacken spart zweimal Gießen“ – da ist auf jeden Fall was dran!

Wasser effizient auffangen

Wenn du ein Gewächshaus, eine Gartenlaube oder ein Tomatenzelt hast, kannst du das Regenwasser von der Dachfläche ganz einfach in einen Eimer oder ein Regenfass leiten, um damit später die Pflanzen zu gießen. Zugegeben: Weniger Gießen musst du deswegen nicht, aber das Regenwasser ist kostenlos und Pflanzen mögen es auf Grund seiner Eigenschaften ohnehin viel lieber als Leitungswasser.

Next Level: Fange das Wasser von deinem Haus- oder Garagendach in einer großen Regentonne oder einer Zisterne auf. Damit brauchst du dich nicht mehr um ausreichend Gießwasser zu sorgen.

Verdunstung verringern mit Kleinklimazonen und Naturmodulen

Viele Gemüsepflanzen und Beerensträucher fühlen sich im lichten Halbschatten unter Obstbäumen besonders wohl

Du kannst verschiedene Kleinklimazonen in deinen Garten integrieren, um die Verdunstung zu reduzieren und mehr Wasser zu speichern. Wenn du beispielsweise einen Teil deiner Beete mit Bäumen und Sträuchern beschattest (Prinzip Agroforst), entstehen verschiedene Kleinklimazonen auf ein und derselben Fläche.

Du kannst auch eine Fläche mit Gemüsekulturen auf mehreren Ebenen bewirtschaften, die sich genügend Raum lassen. Unter Tomaten haben beispielsweise kleinere Pflanzen wie Kohlrabi, Spinat, Knoblauch oder Salat ausreichend Platz. Außerdem kannst du dadurch deine verfügbare Beetfläche wesentlich effizienter nutzen.

Viele (Blatt-) Gemüsekulturen mögen auch gar keine volle Sonne, sondern fühlen sich im gemäßigten Halbschatten ziemlich wohl. Mit wasserspeichernden Elementen wie Totholzhaufen oder einem Teich, kannst du die relative Luftfeuchtigkeit zusätzlich erhöhen. Die Gartengestaltung nach den Prinzipien der Permakultur liefert hier ganz tolle Ansätze.

Fazit: Pflanzen weniger gießen bei Trockenheit

Das Thema Bewässerung im (Nutz-) Garten wird häufig viel zu engstirnig betrachtet. Nur weil der Boden oberflächlich trocken aussieht, heißt das noch lange nicht, dass die Pflanzen wirklich an Trockenheit leiden. (Umgekehrt genauso: Wenn der Boden nach einem Mini-Regenschauer oberflächlich feucht aussieht, sind die Pflanzen noch lange nicht ausreichend mit Wasser versorgt.)

Außerdem solltest du beim Einsatz des kühlen Nass immer abwägen, welche Pflanzen wirklich Wasser brauchen und welche nicht. (Darüber haben wir uns kürzlich in einer Podcastfolge mit Jule & Célia bei „sauercrowded“ ausgetauscht)

Es lohnt sich definitiv, die Pflanzen von Beginn an mit weniger Wasser auskommen zu lassen, sodass sie ein kräftiges, weitreichendes Wurzelnetzwerk ausbilden. Und wenn doch einmal Gießen notwendig ist: Gib deinen Pflanzen richtig viel Wasser, sodass es bis in tiefere Bodenschichten vordringen kann. Nur dann können die Pflanzen sich wieder über eine längere Zeit selbst versorgen. Und nun: Schick deine Gießkannen erstmal in den Urlaub ;-)

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