Anbauplanung - Gemüse anbauen mit Fruchtfolgen und Mischkultur
Vor jedem gelungenen Projekt steht eine durchdachte Planung - so ist es auch beim Anbau von Gemüse! In diesem Artikel soll es um die gut strukturierte Beetplanung zum Gemüseanbau gehen. Denn Wer sich in Ruhe mit den eigenen Gegebenheiten, Zielen und Möglichkeiten vertraut macht, wird wesentlich schneller (und stressfreier) zum Erfolg kommen. Hier bekommst du hilfreiche Tipps zur Anbauplanung und den verschiedenen Anbaumethoden Fruchtfolge, Fruchtwechsel und Mischkultur. Bist du bereit?
Inhaltsverzeichnis
Das erwartet dich in diesem Artikel:
Beetplanung - Schritt für Schritt erklärt
Zu Beginn jeder guten Anbauplanung lohnt es, eine Bestandsaufnahme zu machen. Beim Gemüseanbau zur Selbstversorgung solltest du dir zunächst anschauen, was für Voraussetzungen du hast.
Stelle dir die folgenden 10 Fragen und schreibe sie nach Möglichkeit sogar auf, so hast du einen besseren Überblick und musst nicht jedes Jahr von vorn anfangen:
Wie viel Fläche hast du für den Anbau zur Verfügung?
Welche Standorteigenschaften herrschen am Beet vor? (Höhe, Lage und Expositon, Sonneneinstrahlung)
Welche Bodenverhältnisse liegen in deinem Garten vor? (tonig, sandig, gemischt = lehmig)
Wie viel Zeit, Kraft und Aufwand willst du für den Anbau von deinem eigenen Gemüse investieren?
Welche Anzahl Personen möchtest du mit dem Anbau versorgen?
Möchtest du deine Jungpflanzen selbst ziehen oder kaufen?
Welche Gemüsearten lohnt es sich für dich anzubauen, was bekommst du gut zu kaufen?
Kannst du für den geschützten Anbau ein Gewächshaus, Folientunnel, Hochbeet mit Deckel oder Frühbeet(-aufsatz) nutzen?
Wie kannst du die Bewässerung deiner Beete mit Regenwasser sicherstellen?
Möchtest du nur im Sommerhalbjahr Gemüse anbauen (saisonal) oder dich auch im Winterhalbjahr selbst mit frischem Gemüse versorgen?
Nimm dir dafür ruhig etwas mehr Zeit. Die strategischen Entscheidungen werden sich das ganze Jahr über bezahlt machen. Du wirst eine große Ernte einfahren und dir viel (körperliche und geistige) Arbeit ersparen. Wenn du deine eigentlichen Ziele kennst, ist es gleich viel einfacher dahin zu gelangen, oder?
Nachdem du dir einen Überblick über deine persönlichen Voraussetzungen gemacht hast, kann es richtig losgehen mit der Anbauplanung der einzelnen Kulturen.
Gemüse selbst anbauen - diese Dinge solltest du beachten
Suche dir zunächst all die Sorten von Gemüsekulturen aus, die du gern für die eigene Ernte anbauen möchtest. Hier bietet sich eine Unterteilung in mehrere Kategorien an. Diese werden beeinflusst von verschiedensten Faktoren. Je nachdem wie wichtig dir der Anbau einer bestimmten Gemüsekultur ist, kannst du deine Liste in mehrere Bereiche unterteilen. Dabei können folgende Fragen als Grundlage für die Kategorisierung dienen:
Was will ich auf jeden Fall anbauen?
Was würde ich gern mal ausprobieren?
Welches Gemüse schmeckt aus dem eigenen Anbau besonders gut?
Was könnte ich noch zusätzlich anbauen, zum Beispiel in einer Mischkultur?
Und da wären wir auch schon beim Thema: Mischkultur, Fruchtfolge, Fruchtwechsel - was ist das eigentlich alles und kann ich überhaupt noch was anbauen, wenn ich das alles berücksichtige?
Die klare Antwort: JA!
Diese Anbauprinzipien sind nicht als absolut zu verstehen und geben dir eine feine Richtlinie, wie du deinen eigenen Gemüseanbau optimieren kannst. Doch wie unterscheiden sich nun die oben genannten Anbauprinzipien? Hier ein kleiner Überblick:
Fruchtfolge vs. Fruchtwechsel
Diese beiden Begriffe werden häufig verwechselt oder synonym verwendet. Dabei beschreiben sie zwei unterschiedliche Prinzipien (siehe Grafiken).
Bei der Fruchtfolge handelt es sich um die Abfolge verschiedener Kulturen innerhalb einer Saison. Hier bietet sich die Unterteilung in (eine oder mehrere) Vor-, Haupt-, und Nachkultur an.
Deine Planung der Fruchtfolge beginnt immer mit der Hauptkultur auf dem Beet. Nachdem du die Kulturdauer (=Standzeit im Beet) abgeschätzt hast, kannst du dir überlegen, welche Vor- oder Nachkulturen noch in dein Beet passen würden.
Wenn du beispielsweise auf einer Fläche gern Mais anbauen möchtest, der eine mittlere Standzeit hat (Mai - September), kannst du davor und danach noch Nebenkulturen einplanen. Hier bieten sich Kulturen mit kurzer Standzeit wie Radieschen, Spinat oder Feldsalat an.
Beim Fruchtwechsel handelt es sich hingegen um die Abfolge von verschiedenen Kulturen über mehrere Jahre. Diese können nach ihren Ansprüchen hinsichtlich Nährstoffe, Boden und Licht in die Kategorien der Stark-, Mittel-, und Schwachzehrer unterteilt werden.
Es bietet sich der rotierende Wechsel verschiedener Kulturen an, um die verfügbaren Nährstoffe optimal zu nutzen, wie es bei der sogenannten Vier-Felder-Wirtschaft der Fall ist.
Es reicht also vollkommen aus, wenn du dir ein Mal gründlich deine Fruchtfolgen planst und in den nächsten Jahren beim Fruchtwechsel immer nur die Beetflächen wechselst. Einfacher geht nicht!
Hier ein kleines Beispiel mit Bezug auf die Fruchtfolge von oben: Im ersten Jahr, wenn noch besonders viele Nährstoffe im Boden vorhanden sind, baust du als Hauptkultur Mais an (Starkzehrer).
Die Hauptkultur im darauf folgenden Jahr könnten Pastinaken werden (Mittelzehrer), die noch ordentlich Nährstoffe benötigen, aber etwas weniger anspruchsvoll sind.
Im dritten Jahr könntest du mit Spinat oder Erbsen (beides Schwachzehrer) die noch verfügbaren Nährstoffreste optimal nutzen.
Im vierten Jahr bringst du den Boden dann mit einer Gründüngung wieder ins Gleichgewicht, welche den Boden lockert und neue Nährstoffe ins Beet einträgt. Damit rotieren (mindestens) vier Kulturen über vier Jahre hinweg auf deiner Anbaufläche.
Wir verwenden dafür gern einen gezeichneten Plan unsere Beete, den wir in verschiedene Felder einteilen. Wichtig ist, dass die Felder in etwa gleich groß sind, nur dann macht die Rotation der Kulturen Sinn. Für die einzelnen Abschnitte kannst du nun deine Fruchtfolgen durchplanen und notieren. In den Folgejahren wechselst bzw. verschiebst du nur die Felder auf deinem Beet unter Beachtung der Nährstoffverfügbarkeit beim Fruchtwechsel.
Exkurs: Effizienter Gemüse anbauen mit eigener Jungpflanzenanzucht
Der gesamte Prozess von Fruchtfolge und Fruchtwechsel gelingt wesentlich effizienter, wenn du mit vorgezogenen Jungpflanzen arbeitest. Der Grund: Die Zeit, in der die Pflanzen auf dem Beet stehen, kann dadurch wesentlich verkürzt werden. Umso mehr Kulturfolgen kannst du pro Jahr erzielen.
Du kannst pro Kultur 3-4 Wochen Standzeit auf dem Beet einsparen, indem du das Keimstadium überspringst. Wenn du also Jungpflanzen außerhalb der Beete, in Aussaatschalen, Frühbeet oder Multitopfplatten, vorziehst, hast du zeitgleich automatisch den Platz im Beet für eine andere Kultur zur Verfügung. Bei im Schnitt 3 Kulturfolgen pro Jahr kannst du also 9-12 Wochen Standzeit auf dem Beet einsparen. Das sind insgesamt fast 3 Monate, die dir an “zusätzlicher” Anbauzeit zur Verfügung stehen! In diesem Blogartikel bekommst du eine Anleitung, wie das gelingt.
Keine Lust auf Theorie?
Wir machen Anbauplanung zum Erlebnis!
In unserem Online-Kurs sprechen wir intensiv über wichtige Grundlagen der Anbauplanung: Wir betrachten verschiedene Anbauprinzipien wie Fruchtfolge, Mischkultur und Fruchtwechsel.
Du erhältst ein Booklet mit anschaulichen Beispielplanungen und vorgefertigten Anbautabellen.
Mischkultur - Beetpartner richtig planen
Zusätzlich zu den grundlegenden Anbauprinzipien Fruchtfolge und Fruchtwechsel, kannst du mit Hilfe von Mischkulturen noch mehr Ernteertrag erzielen.
Bei der Mischkultur stehen mehrere Kulturen gleichzeitig auf einer Fläche und begünstigen sich im besten Fall gegenseitig. Dabei spielt es keine Rolle ob die Mischkultur in sauber getrennten Reihen angelegt ist, als versetzte Wechselpflanzung oder alles wild durcheinander steht! Die Pflanzen suchen sich Ihren Raum und Platz, wenn du sie gut aufeinander abgestimmt hast. Insgesamt stehen die Pflanzen trotzdem fast genauso nah zusammen, wie bei der Monokultur.
Ein klassisches Beispiel ist die Mischkultur aus Mangold, Lauch und Rucola. Alle drei Arten haben unterschiedliche Eigenschaften hinsichtlich Wurzeltiefe, Licht- und Nährstoffbedarf, sodass sie sich gut gegenseitig ergänzen.
Mangold macht sich mit seinen großen Blättern ziemlich breit und wurzelt mit seiner Pfahlwurzel sehr tief. Lauch benötigt auf Grund seiner schlanken Wuchsform sehr wenig Platz. Dafür entwickelt diese Pflanze ein sehr dichtes Wurzelgeflecht knapp unter der Oberfläche und braucht viele Nährstoffe. Dadurch wird sowohl die Nährstoffverfügbarkeit in verschiedenen Bodentiefen optimal ausgenutzt, als auch die Lichtverhältnisse an der Oberfläche. Hinzu kommen Dill und/oder Rucola als anspruchslose Nebenkulturen, die Lücken füllt und gleichzeitig den Boden beschattet. Fertig ist die optimale Mischkultur!
Gemüsebeete planen und anlegen - Was es noch zu beachten gibt
Für alle dieser Anbauprinzipien, die sich wie du gesehen hast sehr gut kombinieren lassen, solltest du zusätzlich auf folgende Einflussfaktoren achten:
Verwandtschaften zwischen den Kulturen (Pflanzenfamilien beachten!)
Kulturdauer
Frost- und Kälteverträglichkeit
Abhängigkeit des Wachstums von der Tageslichtlänge
Ansprüche an pH-Wert, Wasser und Licht
Damit beugst du Bodenmüdigkeit und Krankheiten ebenso wie Ernteausfällen durch falsche Pflanzzeitpunkte bei unpassender Witterung vor.
Tipp: In unserem Selbstlernkurs „Aussaat & Jungpflanzenanzucht“ kannst du dich umfassend mit diesen Faktoren beschäftigen. Dort erhältst du Infomaterial zu den einzelnen Kulturpflanzen hinsichtlich Aussaatterminen, Erntezeit und Kulturdauer, vorgefertigte Anbautabellen und Kombinationsbeispiele. Schau dafür einfach hier unter dem Bereich ‘Kursangebote’ vorbei.
Damit wir bei all den wichtigen Faktoren, die den erfolgreichen Anbau von Gemüse beeinflussen, nicht den Überblick verlieren, schreiben wir uns sämtliche Planungsdetails auf: Aussaattermine, Fruchtfolgen, Fruchtwechsel, Pflanztermine und wie hoch der Ertrag war. Wenn du aus diesem Artikel einen wichtigen Take mitnehmen kannst, dann dass es sich lohnt, eine saubere Dokumentation über die eigene Anbauplanung anzulegen.
Zusätzlich zu Anbautabellen, Aussaatkalender und Beetplan arbeiten wir deshalb mit einem Notizbuch im Kalenderformat. Dafür kannst du einfach einen leeren Jahreskalender verwenden, wo du ausreichend Platz für deine Notizen aus dem Garten hast.
Viel cooler und grafisch ansprechender ist das Ganze mit einem extra dafür designten Gartenkalender wie beispielsweise dem taschenGARTEN. Diesen Planer und Gartenkalender gibt es nunmehr seit 10 Jahren. Das Besondere daran: Es gibt für jede Kalenderwoche hilfreiche Tipps zur Anbauplanung für den Gemüsegarten.
Persönlich gefällt uns besonders gut, dass darin auch durchaus gesellschaftskritische Aspekte und aktuelle Themen rund um Landwirtschaft und Ernährung angesprochen und erklärt werden. Besonderer Blickfang sind die eigens dafür angefertigten Illustrationen, die den Kalender zu einem echten Hingucker machen. Schau doch mal in die aktuelle Ausgabe für diese Gartensaison herein - damit macht selbst die Dokumentation richtig viel Spaß!
Fazit: Anbauplanung zur Selbstversorgung
Wenn man ein paar Grundsätze beachtet, ist das Planen und Anlegen von Gemüsebeeten zur Selbstversorgung gar nicht so schwer. Kurz zusammengefasst: Die Planung des Beetes orientiert sich immer an der Hauptkultur, die auf der jeweiligen Fläche angebaut werden soll, da sie die längste Wachstumszeit hat. Erst nachdem die Wahl der Hauptkultur (und ggf. deren Partner für die Mischkultur steht), legt man die Vor- und Nachkulturen fest. Damit lässt sich das Prinzip der Fruchtfolge optimal planen. Fürs nächste Jahr geht man genauso vor, achtet aber hierbei auf eine andere Hauptkultur (im besten Fall aus einer anderen Pflanzenfamilie). Dadurch wird auch das Prinzip des Fruchtwechsels erfüllt.
Du siehst also: es ist noch kein erfolgreicher (Gemüse-) Bauer vom Himmel gefallen. Doch mit ein bisschen Hintergrundwissen und dem richtigen Vorgehen kannst du deinen eigenen Anbauplan gekonnt in die Tat umsetzen. Viel Spaß beim Gemüse anbauen!