Selbstfairsorger Garten

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Klimabäume pflanzen: Neue Obstsorten für deinen Selbstversorgergarten

Gärtnern in Zeiten des Klimawandels

Die Zeiten, in denen du Feigen, Kaki und Maroni nur im exotischen Feinkostladen oder im Supermarkt kaufen konntest, sind längst vorbei.

Die veränderten Klimabedingungen der letzten Jahre kommen diesen Arten zugute und ermöglichen den Anbau auch in unseren Breiten.

Wir zeigen dir, wie du dir diese exotischen Obstsorten in deinen eigenen Garten holst!

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Feigen gehören zu den großen Gewinnern des Klimawandels und können auch hierzulande angebaut werden

Inhaltsverzeichnis

Das erwartet dich in diesem Artikel:

Was sind Klimabäume?

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„Klimabäume“ sind schon seit einiger Zeit in aller Munde – sie sollen das Stadtklima und unsere Wälder retten.

Sie kommen meist aus Regionen, in denen ein trockenes und warmes bis heißes Klima herrscht, so wie es auch hierzulande zunehmend vorkommt.

Dementsprechend kommen diese Arten insbesondere mit den überwärmten Bedingungen in Städten zurecht.

Warum wir dir das erzählen? Klimabäume gibt es auch für den essbaren Nutzgarten - quasi in der Selbstversorger-Edition. Dabei handelt es sich um Obstsorten, die sich besonders gut an die Veränderungen des Klimawandels angepasst haben.

Beziehungsweise: schon immer unter den Bedingungen wachsen, wie sie mittlerweile in Deutschland und im deutschsprachigen Raum herrschen.

Nektarinen kommen gut mit trockenen, warmen Sommern zurecht

Denn: Mit den veränderten klimatischen Verhältnissen verändert sich die Artenzusammensetzung und auch das Verbreitungsgebiet verschiedener Arten. Und genau das kann man sich auch im Garten zunutze machen.

Wir sind nämlich keine Anhänger von der alten „Früher-war-alles-besser“-Mentalität.

Ja – einige Baumarten können auf Grund der immer heißeren und trockeneren Sommer nicht mehr bei uns wachsen. ABER – dafür kommen neue Baumarten dazu, die mit genau diesen Bedingungen wunderbar zurechtkommen! Die Natur ist in stetigem Wandel und das Beste was wir tun können, ist mit diesem Wandel zu gehen.

Hinweis: Es geht absolut nicht darum, Pflanzen in den eigenen Garten zu holen, die von selbst nicht überleben könnten. Wir reden hier also nicht von „verhätschelten“ Pflänzchen, die jeden Tag umsorgt und bei weniger als 10°C nach drinnen in die gute Stube geholt werden müssen! Nein – es geht um „echte“, ausgepflanzte Bäume, die mit der Zeit von selbst überleben sollen! 😉

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Pflanzzeit für Klimabaumarten

Allgemein sind die Übergangsjahreszeiten im Frühling und im Herbst für Baumpflanzungen gut geeignet, da es weder zu warm noch zu kalt ist. Die unterschiedlichen Pflanzzeiten bringen jedoch verschiedene Vorteile und Nachteile mit sich.

Die klassische Herbstpflanzung findet im Zeitraum September bis November statt. Der große Vorteil bei einer Obstbaumpflanzung im Herbst ist der noch warme Boden, der ein schnelles Anwachsen der Wurzeln begünstigt. Ebenfalls positiv ist die oftmals feuchte Witterung, die dem Baum ebenfalls beim Anwachsen hilft und vor dem Vertrocknen schützt.

Wie genau du am besten bei der Pflanzung vorgehst, erfährst du in unserer bebilderten Pflanzanleitung für Obstbäume.

Wärmebedürftige Obstbäume wie Esskastanien sind besonders bei Spätfrösten sehr anfällig

Die Obstbaumarten für unseren Klimawandelgarten bevorzugen allerdings eine Pflanzung im Frühjahr. Der Grund ist die (Spät-) Frostempfindlichkeit dieser Arten. Wenn es starke Fröste gibt, bevor der Baum richtig angewachsen ist, kann es zu starken Erfrierungen oder gar zum Absterben kommen.

Bei diesen Arten bietet sich das Pflanzen an, wenn eine längere Wachstumsperiode vor den ersten stärkeren Frösten liegt. Das ist bei einer Pflanzung im März oder April mit ca. 7-9 Monaten zum nächsten Winter gegeben.

Diese Bäume werden am besten nach den letzten stärkeren Frösten gepflanzt. In den meisten Regionen ist dies ab Mitte März möglich. Der Boden sollte frostfrei sein. Optimal ist ein trockener, windstiller Tag bei bedecktem Himmel. 

So – jetzt weißt du, warum die Klimabaumarten für den Obstgarten besser für die Frühjahrspflanzung geeignet sind. Welche Arten das im Detail sind, schauen wir uns jetzt an.

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Klimawandel: Welche Obstbaumarten eignen sich für den Garten?

Die Obstbäume in Zeiten des Klimawandels zeichnen sich allesamt durch ähnliche Eigenschaften aus: Sie sind besonders wärmeliebend und tolerant gegenüber Trockenperioden. Darüber hinaus gibt es auch einige Sträucher, die ebenfalls sehr gut mit diesen Bedingungen zurechtkommen.

Zu diesen wärmeliebenden Baum- und Straucharten zählen:

  • Esskastanie, Pekannuss

  • Nashi-Birne

  • Goji-Beere

  • Mispel

  • Indianerbanane

  • Maulbeere

  • Weintraube

  • Aprikose, Mandel, Nektarine, Pfirsich

  • Kaki

  • Feige

Die veränderten Klimabedingungen ermöglichen den Anbau von wärmeliebenden Arten wie Weinbergpfirsichen



Diese „neuen“ Obstsorten profitieren allesamt von den veränderten Bedingungen in Mitteleuropa. Sie sind jedoch fast ausnahmslos entweder in ihrer Fruchtbildung oder im Blattaustrieb durch Spätfröste gefährdet. Denn: Die meisten dieser Sträucher und Bäume kommen in ihrer ursprünglichen Verbreitung aus südlicheren Ländern und sind den Wechsel aus wärmeren und kälteren Perioden nicht gewohnt. Dementsprechend empfindlich sind sie gegenüber Kahl- und Spätfrosten.

Du kannst diesen Arten jedoch die Eingewöhnung an ihrem neuen Standort erleichtern, indem du in deinen Garten verschiedene Mikroklimate aufbaust.

Exkurs: Nicht winterharte Obstsorten

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Natürlich gehört auch die breite Gattung der Zitrusfrüchte zu den empfindlichen Baumarten. Doch auch diese Pflanzen aus südlicheren Ländern wachsen mittlerweile in unseren Breitengraden sehr gut.

Die steigenden Temperaturen und die verlängerte Vegetationsperiode ermöglichen das Erreichen der Fruchtreife. Außerdem: Während viele unserer heimischen Pflanzen durch den Klimawandel an ihre Grenzen stoßen, kommen exotische Obstarten mit den hohen Temperaturen sehr gut zurecht.

Im Gegensatz zu den zuvor genannten Baumarten würden wir für diese Pflanzen allerdings die Kultivierung im Kübel empfehlen. Zitrone, Clementine, Orange, Mandarine, Kumquat, aber auch Granatapfel und Maracuja vertragen überhaupt keine längeren Frostperioden unter -3°C. Sie sind besser im Kübel aufgehoben. So kann man sie bei kalten Temperaturen im Haus oder im Wintergarten unterbringen.

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Der Anbau von Weintrauben ist ein klassisches Beispiel für die Nutzung klimatischer Zonen

Standort für Klimawandelbäume

Wie wir bereits wissen, vereint die Klimabaumarten die Vorliebe für Wärme. Sie bevorzugen einen warmen, geschützten Standort und einen durchlässigen Boden (hoher Sand- oder Steinanteil), sodass überflüssiges Wasser schnell abfließen kann. So wird Staunässe vermieden.

Darüber hinaus mögen die Klimabaumarten einen “warmen Rücken” in Form eines Temperaturspeichers. Das kann beispielsweise eine Steinmauer, eine Sichtschutzwand aus Holz oder eine Hecke sein.

Achte darauf, dass sich dieser Wärmespeicher auf der Nordseite des Baumes befindet. Nur so kann im Tagesverlauf die Sonnenwärme gespeichert werden.

Tipp: Trotz all der Liebe zur Wärme würden wir dir für die genannten Klimabaumarten nicht den allerwärmsten Standort in deinem Garten empfehlen. Entgegen der häufigen Empfehlung, ein Obstbaumspalier mit Feigen, Pfirsichen oder Aprikose nach Süden auszurichten, würden wir eher eine geschützte Ost- oder Westlage empfehlen.

Der Grund: Ist der Standort zu warm und zu sonnig - und heizt sich schon im zeitigen Frühling stark auf - dann wird ein sehr zeitiger Austrieb angeregt. Das erhöht allerdings die Gefahr für Spätfrostschäden.

Exkurs: Kleinklimazonen & Exposition

In der Natur gibt es sehr viele verschiedene „Mikroklimate“, also kleinräumige Bereiche mit unterschiedlichen klimatischen Verhältnissen im Vergleich zur Umgebung. Diese Eigenschaft der natürlichen Zonierung können wir uns auch für den Klimawandelgarten zunutze machen.

Der warme Gebüschsaum am Waldrand ist ein wunderbares Vorbild für die Bildung einer warmen Kleinklimazone. Die Sonnenstrahlung wird aufgefangen, gespeichert und in Wärme umgewandelt. Ähnlich funktioniert das mit einer Steinmauer oder einem Steinhaufen.

Sie dienen als natürlicher Temperaturspeicher und mildern extreme Schwankungen ab. Dadurch entsteht ein besonderer Standort mit spezifischen mikroklimatischen Eigenschaften.

Hier ein Beispiel: Wenn zu Beginn der Vegetationszeit nach einem milden Frühlingstag eine kalte Nacht mit leichtem Frost droht (der den empfindlicheren Arten schaden würde), kommt die Speicherkapazität der Kleinklimazone ins Spiel: Die Wärme wird bis in die Nacht hinein gespeichert und erhöht die Umgebungstemperatur deutlich (2-3°C). Gerade bei Spätfrostlagen kann dieser kleine Unterschied entscheidend sein!

Mehr über die Kleinklimazonierung mit Naturmodulen erfährst du übrigens hier.


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Bezugsquellen für Klimabaumarten

Nicht überall findet man heute schon das breite Angebot der Klimabaumarten. Die meisten der etwas exotischeren Arten bekommt man besser im Online-Versand als in der regionalen Baumschule. Der Grund: Viele Baumschulen sind noch nicht in die Produktion bzw. Anzucht oder Vermehrung dieser Arten eingestiegen, weil dafür (noch) die Abnehmer fehlen. Obwohl wir sonst große Fans von regionalen Baumschulen sind, empfehlen wir in diesem Fall den Kauf in Versandbaumschulen.

Sehr gute Erfahrungen haben wir beispielsweise mit der Baumschule Horstmann gemacht. Das ist eine Versandbaumschule aus Norddeutschland mit einem wahnsinnig breiten Sortiment sowohl für Obstbäume als auch für andere Gehölze und Stauden.

Dort findest du unter anderem eine eigene Kategorie „Exotisches Obst“, in der so ziemlich alle Bäume und Sträucher zu finden sind, die für deinen Obstgarten in Zeiten des Klimawandels geeignet sind.

Super praktisch: Auf der Website findest du zu jeder Pflanze einen „Winterhärte-Check“. Gib einfach den Standort deines Gartens ein und die Datenbank zeigt dir die Eignung dieser Pflanze für deine Winterhärtezone.

Exotischere Obstsorten werden besonders häufig in Versandbaumschulen angeboten

Wichtig: Auch bei einer korrekt gewählten Winterhärtezone sind Winterschäden an der Pflanze nicht immer auszuschließen. Unter anderem können extreme Wetterlagen (Spätfröste, Kahlfröste), Standorte mit viel Wind und Sonne oder eine ungünstige Bodenbeschaffenheit die Winterhärte negativ beeinflussen. Zudem verändern sich die klimatischen Bedingungen stetig weiter, sodass sich die Winterhärtezonen verschieben.

Winterschutz für Obstbäume

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Womit wir direkt beim nächsten Thema wären: Dem Winterschutz. Den genannten Obstbaumarten kommt es sehr gelegen, wenn sie in den ersten 2-3 Standjahren ein wenig zusätzliche Pflege bekommen.

So kann der Einsatz von gezieltem Winterschutz durch Zweige oder Reisig, Vlies, Luftpolsterfolie oder Abdeckungen die Winterhärte der Pflanze positiv unterstützen.

Du kannst den Stamm des Baumes zusätzlich mit einem Weißanstrich versehen, das schützt vor besonders starken Temperaturschwankungen. Außerdem verzögert die verringerte Einstrahlung den Austrieb im Frühling. Das beugt indirekt sogar Schäden durch Spätfrost vor, da sich die Blätter und Blüten verzögert entwickeln.

Ein Weißanstrich schützt Obstbäume in vielerlei Hinsicht und wirkt gleichzeitig als Dünger

Positiver Nebeneffekt: Da der Baumanstrich aus natürlicher Kalkfarbe besteht, wird er im Laufe des Jahres mit dem Regen abgewaschen und ist damit eine willkommene Düngung für den Boden.

Egal ob Reisig Luftpolsterfolie oder Vlies: Die Schutzabdeckung sollte jedoch immer eine Luftzirkulation zur Pflanze ermöglichen, da sonst die Gefahr von Schimmelbildung besteht. 

Außerdem lohnt es sich, die Pflanzen möglichst lang über den Winter den natürlichen Bedingungen auszusetzen und erst dann zum Schutz zu greifen, wenn wirklich extreme Wetterbedingungen drohen. So gewöhnen sich die Pflanzen an die lokalen Winterbedingungen.

Tipp: Wir legen unsere Winterabdeckungen zu Beginn des Winters immer schon neben die jeweiligen Bäume und Sträucher parat, sodass wir sie bei entsprechender Wettervorhersage nur noch auflegen müssen. Super praktisch und zeitsparend!

Fazit: Klimabaumarten im Obstgarten

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Mit ein bisschen Know-how und der richtigen Zonierung kannst du in deinem Garten richtige Exoten anbauen! Wenn du die Grundsätze der Permakultur mit Hilfe von Kleinklimazonierungen beachtest und den Pflanzen ein wenig Starthilfe in Form von Winterschutz gibst, können sich diese Pflanzen auch in deinem Garten etablieren. Wenn du nun richtig Lust bekommen hast, einen oder mehrere neue Obstbäume zu pflanzen, dann leg gleich los und sieh dir unsere Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Obstbaumpflanzung an.

Lasst uns gemeinsam mit dem Wandel der Zeit gehen und unsere Gärten ein Stück bunter pflanzen!

Hinweis: Dieser Beitrag ist in freundlicher Zusammenarbeit mit der Baumschule Horstmann entstanden. Im Rahmen unseres Projektes “Gärtnern mit dem Klimawandel” durften wir eine unserer Flächen mit neuen Obstbaumarten bepflanzen.